Sonntag, 11. Juli 2010

Ist jetzt Home Videobearbeitung am PC für Jedermann problemlos möglich?

Praxistest mit der Videosoftware Pinnacle Studio.

Seit über 10 Jahren bewerben verschiedene Softwareanbieter, wie vor allem Pinnacle mit dem Pinnacle Studio, Adobe mit Adobe Elements, Ulead mit ihrem Videostudio sowie Magix die einfache und komfortable Bearbeitung von eigenem Filmmaterial am PC mit anschließender Erstellung einer fast professionellen DVD inklusive Menu, Kapiteln usw.- und das alles auf einem Standard Home PC mit Softwareversionen zum Preis von unter 100 Euro, wo doch Profi-Software und Hardware für die Videobearbeitung schnell einen 5 bis 6stelligen Betrag verschlingen.

In den ersten Jahren der Videobearbeitung am PC waren die Versprechungen aufgrund der viel zu langsamen Hardware und den ständigen Abstürzen zwar theoretisch umsetzbar, in der Praxis jedoch nur mit sehr starken Nerven und erheblichen Einbußen bei der Qualität mehr schlecht als recht zu verwirklichen. Doch dies hielt die Softwarehersteller nicht davon ab, mit immer neuen Versionen ihrer Software und neuen Versprechungen uns Kunden zu locken.

Seit Jahren verfolgen wir nun diese Entwicklung. Viele Tausenden von Usern haben Stunden um Stunden mit Rendern (dem Erstellen von Filmdateien) und dem endlosen Klicken an Übergangseffekten und Menus bei der Filmerstellung zugebracht. Anderes, als seit Jahren von den Video-Softwareherstellern versprochen, war diese Arbeit in der Vergangenheit neben erfolgreichen Filmerstellungen leider oft auch von Enttäuschungen und Frustrationen beim Einspielen und Bearbeiten des Videomaterials am PC begleitet. Von ständig abstürzenden PCs, von ruckelnden Filmen, von nicht synchronen Tonspuren, von stundenlangem Rendern mit abschließender Fehlermeldung, von großen Schwierigkeiten beim Einladen unterschiedlicher Filmformate usw. sowie ewigen Wartezeiten können viele sicherlich ein Lied singen.

Doch wie unser Test ergab, scheinen diese Zeiten nun vorüber zu gehen. Glücklicherweise hat sich in den letzten Jahren viel in der Videobearbeitung am Computer getan. Die bezahlbare Rechnerpower hat erheblich zugenommen, sicherlich eines der wichtigsten Voraussetzungen zum Bearbeiten von Videos. Die nun aktuellen Festplatten von über 1 TB bewältigen die großen anfallenden Datenmengen spielend. Seit Windows XP ist es Microsoft ja auch gelungen recht stabile Betriebssysteme für Multimediaanwendungen zu entwickeln. Die Entwicklung geht immer weiter, aktuellen Videosoftware Versionen bieten nun auch das Bearbeiten und Erstellen von HD Filmen sowie von unterschiedlichen Filmformaten für Handys, den IPod sowie den schnelle Upload von Filmen auf YouTube.

Dies haben wir zum Anlass genommen, voller Optimismus die Sache der Hobby- Videobearbeitung am PC am Beispiel der Pinnacle Studio Software nochmals aktuell unter die Lupe zu nehmen. Hier interessierte uns auch die Frage, inwieweit die Investition in die neuste Version des Pinnacle Studios lohnt oder ob es auch mit älteren Vorgänger Versionen genauso gut möglich ist eigene DVDs zu erstellen. Hierfür wurden ältere Versionen Pinnacle Studio 8,10,12 und die aktuelle Version Studio HD für unseren Test herangezogen. Gespannt waren wir auch auf die Geschwindigkeit in der Videobearbeitung bei den neueren Software Versionen, da diese zum rendern verstärkt auf den Grafikchip der Grafikkarte mit zugreifen.

Die Installation der einzelnen Pinnacle Studio Versionen sowie des jeweiligen Bonus Materials verlief eigentlich problemlos, dauerte aber aufgrund der großen Datenmengen ihre Zeit. Schwierig wird es nur, wenn mehrere Pinnacle Versionen mit verschiedenen Bonuspaketen auf demselben PC installiert sind oder waren, aber dazu später noch mehr.


Foto: aktuelle Version Pinnacle StudioHd, Ultimate Edtion


Auf den ersten Blick sind sich alle von uns verglichenen Versionen des Pinnacle Videostudios in ihren Grundfunktionalitäten sehr ähnlich. Das Arbeiten mit der aktuellen Version Studio HD fällt, wenn man z. B. die Version 8 von früher kennt, sehr leicht. Abgesehen von einem immer moderner wirkenden optischen Style der Software ist die Bedienung nahezu gleich geblieben.

Aber im Detail sind dann doch deutliche Veränderungen und Weiterentwicklungen erkennbar. So ermöglichte die sehr alte Version 8 nicht einmal die Vollbilddarstellung in einer höheren Auflösung, was beim Arbeiten so sehr stört, dass sie in unserem Test gleich aussortiert wurde. Mit den Versionen Studio10, 12 und Studio HD ließ sich in unserem Test recht vernünftig arbeiten.


Foto: Pinnacle Studio HD

Bei der Erstellung einer Test DVD aus unterschiedlichem Filmmaterial, unter anderem von YouTube, sowie verschiedener mpeg und avi Filmdateien konnten wir zu unser großen Freude recht schnell und ohne allzu große Schwierigkeiten Erfolge vermelden. Das Einfügen von Übergangseffekten, Unterlegen der Filme mit Musik, das Erstellen eines DVD Menüs einschließlich Kapiteln, sowie das anschließende Rendern und Brennen auf einen DVD Rohling klappte auf Anhieb. So weit, so gut. Aufgrund des von uns verwendeten Dual Core Rechners mit einer Grafikkarte mit ATI 4350 Chipsatz ging das Rendern auch deutlich schneller als früher. Je nach Filmlänge, Art des Menüs und der Effekte kann es aber einige Stunden in Anspruch nehmen. Während des Renderns ist die weitere gleichzeitige Nutzung des PC nur sehr eingeschränkt möglich und nicht unbedingt empfehlenswert, da die Software sehr viel Rechenpower in Anspruch nimmt.

Als wir anfingen, bei der Erstellung der DVDs größere Schwierigkeiten einzubauen, wie z. B. ein Menu mit 50 Kapiteln mit Kapitelnamen, oder beim Erstellen von grafisch aufwendigen Untertiteln traten trotz schneller Hardware leider auch bei den neueren Softwareversion wieder alt bekannte klein aber erträgliche Pinnacle Studio Krankheiten auf. Wie die Tatsache, dass sich Grafik- und Textelement beim Speichern von selbst gestalteten Menüs und Untertiteln manchmal auf unerklärliche Weise verschieben. Leider kam es auch bei Version 12 und 14 in unserem Test hin und wieder zu Abstürzen, insbesondere bei der Nutzung von komplizierten Motion Menüs, dies aber auch erst, als wir anfingen die vorgegebenen Templates zu verändern. Für uns war aber festzustellen, dass die Stabilität der Software von Version zu Version zuzunehmen besser wird und z. B. die teilweise früher auftretenden Fehler bei der automatischen Kapitelnummerierung in der HD Version nicht mehr auftraten.

Auch unterstützt das neue HD Studio nun erfreulicherweise noch mehr Videoformate als die Vorgänger Versionen. Wobei wir auch hier an Grenzen stießen. Nicht alle testweise ins StudioHD eingeladenen Videodateien konnten richtig verarbeitet werden. So traten bei der Verarbeitung von einigen Mpeg Dateien aus DVD Recordern sowie von Satreceivern Fehler auf, die eine Bearbeitung unmöglich machten.

Wie unsere Tests ergab, reicht aber zum Anfertigen einer eigenen DVD oder von einfachen Filmen für YouTube etc. die ältere 10er Version bereits aus. Die grundsätzlichen Filterfunktionen, Übergangseffekte, DVD Menüs, Untertitel und Bildfunktionen sind in Version 10 ebenfalls schon vollständig enthalten. Leider mussten wir aber feststellen, dass die ältere 10er Version mit neuer Hardware anscheinend Probleme hat. So liefen bei uns im PC aufgrund von Schwierigkeiten mit dem Ati Radeon Grafikkartentreiber einige Übergangseffekte mit der alten 10er Version einfach nicht. Bei den neueren Studio Version 12 und HD war dies aber kein Problem.

Beim Testen konnten wir zusätzlich feststellen, dass der Zeitaufwand für das Rendern eines Test Movies ins Mpeg Format mit der neuen Studio HD Version nur halb groß war wie noch bei der älteren Version 10 bei gleicher Hardware. Der Grund dafür ist, dass die Studio Software ab Version 12 nicht nur auf die CPU des PCs sondern auch verstärkt auf den Prozessor der Grafikkarte, bei uns ATI Radeon 4350 zum Videorendern mit zugreift. Dies erhöht die Performance deutlich. Dies kann bei der Erstellung einer DVD schnell mal einige Stunden Unterschied ausmachen. Weiterhin erschien uns die Bildqualität der Versionen 12 und der Studio HD besser, als noch bei der Version 10. Das früher bekannte leichte Ruckeln des Filmes nach dem Rendern trat in unserem Test nicht mehr auf.

Zwischen dem Vorläufer der Version Studio 12 und dem Studio HD konnten wir bei unserem Testfilm ebenfalls einen Zeitunterschied für das reine Rendern von über 10% feststellen. Wer schnell und komfortabel sowie mit HD Video Material arbeiten will, dem ist in unseren Augen zum Erwerb der aktuellen Version Studio HD zu raten.

Insgesamt können wir abschließend sagen, dass das Bearbeiten von Filmen sowie das Erstellen von eigenen DVDs für den Heimgebrauch heutzutage für recht wenig Geld in ansprechender Qualität recht einfach möglich ist. Die Weiterentwicklung der Hardware und die deutlich schnelleren Prozessoren haben hier sichtlich den Hauptanteil. So ist auch ein Arbeiten mit der nun schon ein paar Jahre alten Version Pinnacle Studio 10 durchaus möglich. Aber wie unser Test des Pinnacle Studios ergab, haben sich neben dem Funktionsumfang (für die Erstellung normaler DVDs nicht unbedingt nötig), den mitgelieferten Effekten z.b ChromaKey, sowie die Bearbeitung von HD Material auch die Stabilität und die Geschwindigkeit der Software merklich verbessert. Dem Bearbeiten von Filmen mit Untertiteln, Texttafeln, Bildern, Effekten und Sound an einem modernen PC mit etwas besserer Grafikkarte (Onboard Grafikchips funktionieren mit den neueren Versionen nicht) und dem neuen Video Studio HD steht eigentlich nichts mehr im Wege. Dies kann inzwischen wirklich Spaß machen, ohne immer wieder an Bugs, Abstürzen, Hängern und langen Wartezeiten zu verzweifeln. Ein Update ist hier sicherlich lohnend.

Pinnacle Studio ist von unserer Seite als Videosoftware für den Hobbygebrauch zu empfehlen. Die Software bietet für relativ wenig Geld viele Möglichkeiten, Effekte und nette Spielereien zur Filmerstellung an. Erwarten sie aber bitte kein Profiequipment für einen Preis von unter 100 Euro.

Es ist beim Kauf einer Version aber unbedingt darauf zu achten, welches Paket man erwerben möchte. So gibt es neben den Versionsnummern auch immer unterschiedliche Pakete wie Plus oder Ultimate, die über verschieden viele Plug-Ins, Effekte und Bonusmaterial verfügen. Bei günstigeren Basispaketen müssen diese Updates bei Bedarf später oft Online teuer nachgekauft werden. Hier sollte man vorher genau recherchieren, welche Plug-Ins und Effekte man später verwenden möchte, denn sonst können die zuerst günstigeren Versionen im Endeffekt deutlich teurer werden als z. B. die Ultimate Version, in der die meisten Plug-Ins und Effekte schon enthalten sind.

Um die beste Performance und größte Stabilität zu erzielen, sollte man auf einem neuen PC auch die aktuelle Studio HD Software laufen lassen. Wer allerdings einen älteren Rechner oder nur eine Onboard Grafikkarte hat, kann durchaus mit einer älteren Version, z. B. der Version 12 oder sogar 10 besser bedient sein. Die Hardwarevoraussetzungen für die neuen Versionen sollten auf jeden Fall überprüft und berücksichtigt werden. Vor allem ältere Versionen lassen sich u. a. über EBay recht günstig erwerben.

Wer viel Videobearbeitung machen möchte, sollte zusätzlich noch darauf achten, nicht unzählige andere Software mit auf dem „Video Computer“ zu installieren. Aufgrund der großen Rechenanforderung und der vielen unterschiedlichen Videoformate und Codecs ist Videosoftware nach wie vor recht empfindlich, und Konflikte mit anderer, insbesondere Multimedia Software, sind nie auszuschließen.

Als besonders problematisch stellte es sich für uns heraus, verschiedene Versionen von Pinnacle mit verschiedenen Zusatzpaketen auf einem PC zu installieren, da es hier in unserem Test zu fast unüberwindlichen Problemen kam. So ließen sich auf einmal Plug-Ins und Filter bei einer Neuinstallation nicht mehr benutzen oder installieren, da das Pinnacle Studio auf noch alte Einträge in der Windows Registry von anderen Vorgängerversionen trotz vollständiger Deinstallation Zugriff hatte. Erst eine Rücksicherung des XP Betriebssystems auf einen früheren Wiederherstellungspunkt konnte bei uns helfen. Aber hier bitte nicht erschrecken, diese Problematiken treten bei normaler Nutzung und einfacher Installation nicht auf.

Wichtig ist und bleibt aber bei der Arbeit mit Videomaterial immer noch viel Geduld und genügend Zeit, um Spaß bei der Sache zu haben. Dann können sich die Ergebnisse sicherlich sehen lassen.


Vielen Dank an Herrn Hall und die Firma Avid für die Bereitstellung der Pinnacle Studio Testversionen und des Fotomaterials.


©JV 2010